Datenbank des Jüdischen Museums Meran
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Derzeit umfasst die Datenbank mehr als 5.000 Einträge über Jüdinnen und Juden, die im Laufe von 150 Jahren in Südtirol gelebt haben. Sie kamen aus beruflichen Gründen in den rasch wachsenden Kurort, in dem ein finanzkräftiges, internationales Publikum zu finden war, das es in solcher Dichte weder in Innsbruck noch in München gab. Ferner waren gesundheitliche Gründe relevant, beispielsweise für Patienten und Patientinnen des jüdischen Sanatoriums, die wie Markus Krys oder die Schwestern Popelik nach abgeschlossener Kur in Meran blieben. Markus Krys und die Schwestern Popelik wurden in der Schoah ermordet. Unter den Patienten des jüdischen Sanatoriums waren auch der Schriftsteller David Vogel oder der Verleger Ludwig Goldscheider. Aber auch antisemitisches Abdrängen jüdischer Ärzte aus Wien oder antijüdische Ausschreitungen in osteuropäischen Ländern waren ausschlaggebend. Für Besserstehende waren das Klima, das südliche Flair, aber auch ein deutschsprachiges Ambiente in der Nähe des italienischen Kulturraums attraktiv.
Schon die Rassengesetze ab 1938 bedeuteten für viele Hunderte jüdische Familien, die dauerhaft oder auf der Flucht vorübergehend in Südtirol lebten, Vertreibung, Beraubung und Verfolgung. Wie in Deutschland und Österreich, zeigten auch in Südtirol italienisch- wie deutschsprachige „Arier“ ab 1938 kaum Skrupel, von der Not der Verfolgten zu profitieren. Deutschsprachige Einwohner Südtirols schlossen jüdische Kaufleute aus Unternehmen aus, stellten sie öffentlich bloß oder diffamierten jüdische Rechtsanwälte. Wenig hilfreich waren die evangelische Gemeinde in Meran, aber auch die katholische Kirche. Die Ausbeute unter den faschistischen Rassengesetzen, an Villen, Einrichtungsgegenständen, Wertsachen und Waren jüdischer Kaufleute, wird heut noch gern verdrängt. Die Ankunft der Gestapo, der SS und des SD in Südtirol im September 1943 brachte der Südtiroler jüdischen Gemeinde die völlige Auslöschung und Mord.
Link zum Gedenkband über die Jüdische Gemeinde in Meran von Sabine Mayr und Joachim Innerhofer:
Mörderische Heimat. Verdrängte Lebensgeschichten jüdischer Familien in Bozen und Meran
Edition Raetia, Bozen, 2015,
24,90 EUR